Morgens Sieben Uhr. Mein Kopf dröhnt. Berge an Papier warten auf mich. Die Besprechung. Ich höre die einzelnen Tropfen Kaffee in die Glaskanne tropfen. Kopfschmerz. Mein Gegenüber trommelt mit seinem Bleistift ein fröhlich, gelogenes „Guten Morgen“ in meinen Kopf. Ein freundliches Lächeln im Gesicht ziehe ich meines Weges durch den Korridor bis hin zu meinem Büro. Auf dem Weg begegnet mir das Grauen unserer Firma. Störrisch, frech und irgendwie mit Eigenleben. Die zerknüllten Kopien neben dem Kopierer türmen sich zu Bergen auf. Und weitere Berge warten auf mich; Berge an Arbeit. Seufzend setze ich den Weg fort zu meinem Büro. Zu meinem Büro, das gar nicht meins ist und doch hängt dort ein Foto meiner Tochter. Dort wäre ich auch gerne, bei meiner Tochter in Spanien, am Strand – im Urlaub. Stattdessen, dass Urlaubsgeld gestrichen. Ein Blick aus dem Fenster, plötzlich Donner. Drei weitere Akten landen auf meinem Tisch und begraben das Chaos unter sich. Mittagspause. Ich höre es schon. Herr Schmidt wo bleiben meine Akten, Herr Schmidt, Herr Schmidt. Nun bin ich alleine im Büro. Ich höre das Rauschen der Neonröhre, das Flackern des Bildschirms brennt in meinen Augen, das Radio aus dem Nebenzimmer dudelt vor sich hin. Soll ich wirklich? Gähnend voller Motivation mach’ ich mich an die Arbeit und schiebe die Akten beiseite. Nicht heute, nicht jetzt und vielleicht auch nicht Morgen. Das abartig penetrante Telefon will einfach keine Ruhe geben. Ich habe keine Lust Ihre Bestellung entgegenzunehmen! „Guten Tag, Schmidt am Apparat“. Nein, nein. Ich schaue auf das Foto meiner Tochter – Spanien. „Wiederhören“. Meine müden Beine tragen mich in Richtung Küche. Eine Tasse Kaffee, die Milch wie immer leer. Endlich eine Zigarette. Nach alldem Akten hin und her schieben, Hauptsache von mir weg schieben, hab ich mir die auch wirklich verdient. Während ich dem Rauch meiner Zigarette hinterherschaue, vernimmt mein Ohr schon wieder dieses aufdringlich penetrante Telefon. „Schmidt am Apparat“. Aufgelegt. Spanien. Zwei, Zwei, Sieben, Acht, Neun, Elf. Soll ich wirklich? Ich tue es jetzt einfach. Ja ich melde mich krank. Müde falle ich zurück ins Bett, starre an die weiße Decke und träume von Spanien. Die Sonne wärmt meine Haut, der Sand kitzelt zwischen meinen Zehen. Ein sanftes Rauschen begleitet die Wellen, die sich rasch im Sand brechen. Der Duft von Salzwasser und Sonnencreme hängt in der Luft. Die Idylle wird je gestört, selbst im Urlaub klingelt das Telefon. „Herr Schmidt, wo sind Sie? Die Besprechung!“. Die Realität reißt mich aus meiner Traumwelt. Die Kälte des Büros umgibt mich wieder. Eine schnelle Entscheidung trifft mich wie ein Geistesblitz: Ich greife nach dem Telefon und sage: „Entschuldigen Sie, ich fühle mich wirklich nicht gut. Ich kann heute nicht ins Büro kommen.“. Die Worte entlassen mich aus den Fesseln des Arbeitsalltags.