Ein kleiner Fisch wetteiferte bereits seit Sonnenaufgang mit einem Hai. Jeder behauptete von sich, dass bessere Tier zu sein. Der Hai überzeugt von seiner Größe und Schnelligkeit, der kleine Fisch schwor wiederum auf seine Größe und Wendigkeit.
»So groß wie ich bin, könnte ich dich in einem Happen verschlingen«, zischte der Hai. Sichtlich unbeeindruckt schoss der kleine Fisch immer wieder wild um den Hai herum und rief dabei, »dazu müsstest du mich erst einmal fangen und ich bin weitaus wendiger und flinker als du«.
Bei all den nassen Wettkämpfen verloren beide jedoch ihre Heimat aus den Augen, trugen ihre Kämpfe immerzu weiter fort. Die Sonne war längst hinter dem Horizont ins Meer gefallen, das Wasser wurde rasch knapper und niedriger, bis beide lautlos im Wasser verharrend gegen den Grund gedrückt würden. Vergaßen sie doch, dass es Ebbe ward.
So lag der Hai, dem Tode nah, auf dem trockenen Sand, unter ihm eine winzige Pfütze salziges Nass. Seine Augen blickten trüb hinüber, in einem kleinen Rinnsal tummelte sich der Fisch lebensfroh. Schadenfroh schwamm er im Kreis, sich wohl bewusst, dass einzig seine winzige Größe, ihm dieses Glück bescherte.
Doch das Glück wehrte kurz. Eine Möwe schnappte sich blitzschnell den kleinen Leckerbissen, der glitzernd in dem feuchten Präsentierteller schwamm.
Beide starben am Strand und so war am Ende niemand der Bessere.
Zusammen statt gegeneinander arbeiten bringt jeden von uns weiter.

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